Typische Mädchenliteratur in Form von Fortsetzungsromanen à la Hanni und Nanni und der Trotzkopf verweigerte ich bereits in jungen Jahren. Daher las ich bisher nur sehr wenige Romanreihen in meinem Leben. Die einzigen, an die ich mich wirklich bewusst erinnere, sind die Harry Potter Bücher und die fantastischen Geschichten rund um den Zauberer der Smaragdenstadt.
Nun kam es aber, dass mir die US-Fernsehserie namens Game of Thrones wärmstens ans Herz gelegt wurde. Da ich als ordentlicher Rundfunkgebührenzahler stets am TV-Programm irgendetwas auszusetzen habe, schob ich DVD 1 rein und bügelte parallel Diensthemden und Blusen. Ich wünschte, der Wäscheberg hätte nie ein Ende gefunden und es hätte mehr Episoden gegeben. So kam es, dass ich Staffel 1 innerhalb kürzester Zeit sah. Nur einmal schlafen war drin. Die Neugier, wie es wohl weitergehen wird, war unerträglich. Staffel 2 kam damals erst noch heraus, die Game of Thrones – Nacht eines eigentlich in meinen Augen sehr niveaulosen anstrengenden Senders verpasste ich. Aber: Es gibt zum Glück Bücher, die als Vorlage für die Serie dienten. Das sagte jedenfalls meine bessere Hälfte. Und so zogen wir los in die Buchhandlung des Vertrauens.
George R. R. Martin – Das Lied von Eis und Feuer
Ich war zunächst ehrlich gesagt erschrocken. Zehn Bände starrten mich an. Alle 500-700 Seiten stark. Dabei wollte ich doch nur Lektüre für meine Fahrten im ÖPNV und mir keine komplette Bibliothek in die Handtasche stopfen. Also kauften wir lediglich Band 1 – Die Herren von Winterfell. Immer langsam, nachher mag man den Stil des Autoren gar nicht. Dann hat man noch neun weitere Bände, die sinnlos im Regal einstauben und einen bei jedem Umzug daran erinnern, welch Geldverschwendung der Kauf war. Doch diese Angst blieb (bisher) unberechtigt.
Band 1 bis Band 4 las ich ganz entspannt. Dank der Verfilmung als Serie wusste ich, was geschehen sollte. Hier und da gibt es ein paar kleine Details, die nicht ganz identisch mit der Vorlage sind. Solche Abweichungen von der Literatur sind jedoch Gang und Gebe. Da wird es nur spannend, wie weit in kommenden Staffeln die Geschichte der Serie von der Handlung im Buch abweicht.
Ab Band 5 verschlang ich förmlich die Bücher. Ich war ein bisschen dankbar, dass mein Arbeitsweg recht lang ist war. Ich kam pro Arbeitstag auf gut 90 Minuten reine Lesezeit und wollte trotzdem stets wissen, wie es denn nun weiter geht. Wann erreicht Arya Stark ihre Familie? Wie ekelhaft wird Joffrey ‚Arschgesicht‘ Baratheon noch? Wie entwickelt sich die Rolle von Jon Schnee weiter? Was passiert mit Sansa? Wann erobert Daenerys Targaryen mit ihren Drachen den Thron? Fragen über Fragen…
Derzeitig bin ich in Band 8 und hätte am liebsten den ganzen Tag zum Lesen. Nebenfiguren werden nun mehr beleuchtet, manche verschwinden einfach um (wahrscheinlich) später wieder überraschend irgendwo aufzutauchen. Ich bin nach wie vor gefesselt. Vor allem, weil eigentlich klare Begebenheiten, die für den Leser zunächst offensichtlich auf der Hand lagen, mit einem Mal ganz anders geklärt werden. Aber ich will nicht spoilern…
Mit jedem Kapitel taucht man gefühlt tiefer in das Geschehen in den Königslanden. Charaktere kommen und gehen. Der Autor George R. R. Martin erschuf dadurch ein so vielschichtiges Beziehungsgeflecht mit den unterschiedlichsten Charakteren, die sich oft derart entwickeln, dass man stellenweise stutzig wird und sich denkt ‚Hö? Was ist denn mit dem los?‘. Ich persönlich mag es sehr, auch wenn es manchmal unübersichtlich wird, wer nun mit wem was zu tun hat und welches Haus ein anderes unterstützt.
Aktuell ist kein Ende der Geschichte in Sicht. Im Internet liest man auch genau deswegen immer häufiger Kritik. Der Vorwurf wird laut, dass die Saga rund um das Lied von Eis und Feuer als Kassenschlager vollkommen ausgeschlachtet wird und der Autor und die Verlage sich am Hype bereichern. Ich weiß nicht, ob der Autor gewisse Pflichtauflagen erfüllen muss und sich dadurch die Geschichte streckt. Ob die letzten Bände der Behauptungen gerecht werden, weiß ich (ebenfalls noch) nicht. Fakt ist: Die aktuell 10-teilige Reihe rund um das Lied von Eis und Feuer ist definitiv lesenswert und bereichert jedes Bücherregal. Auch wenn mein innerer Monk etwas unglücklich ist, dass der Buchrücken der letzten beiden Bände nicht vollkommen identisch mit denen davor ist.
Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung, auch wenn an der Handlung zunehmend zu merken ist, dass die Luft stellenweise raus ist, aber irgendwie fängt sich die Geschichte immer wieder. Man will einfach wissen, was noch alles geschehen wird. Für Neugierige wie mich furchtbar, aber auszuhalten.
Buchreihe http://t.co/qxaw1liftm via @dreiStaedte
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