Samstagabend ging es ins Kino. Ich mochte bereits in Leipzig das Passage-Kino, weil dort Arthouse-Filme gespielt werden. Ein Glück gibt es auch hier in Frankfurt das Kino Harmonie. Die Wahl fiel auf die Geschichte eines schwarzen Mannes, der insgesamt sieben US-Präsidenten diente.
Der Butler
Der Film
Amerika in den 1920er Jahren. Cecil Gaines lebt in den Südstaaten auf einer Plantage. Er sieht mit an, wie die Mutter missbraucht und der Vater erschossen wird. Die Herrin der Plantage, gespielt von Vanessa Redgrave, holt ihn sich als „Hausnigger“, also als Diener ins Haus. Er lernt schnell und begreift: Ein perfekter Diener ist man, wenn der Raum sich leer anfühlt, obwohl er in ihm ist.
Cecil (Forest Whitaker) verlässt die Plantage und landet in einem Nobelhotel. Dort ist er so gut bei der Arbeit, dass er eine Anstellung im Weißen Haus bekommt – im Haushalt des amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
Es bleibt jedoch nicht bei einem Präsidenten. Er arbeitet für Eisenhower (Robin Williams), Johnson (Liev Schreiber), Kennedy (James Marsden), Nixon (John Cusack) und Reagan (Alan Rickman). Hier und da wird er, der Diener, der nichts hören und sehen soll, auch nach seiner Meinung gefragt.
Diese zählt in seinen eigenen vier Wänden kaum. Sein älterer Sohn (David Oyelowo) hasst den Beruf des Vaters als Diener für weiße Männer. Der junge Mann ist stark in der Bürgerrechtsbewegung für die Belange der Afro-Amerikaner engagiert und wird später auch Mitglied der radikalen „Black Panther“-Bewegung. Die Distanzierung zwischen Vater und Sohn wird immer größer. Die Ehefrau und Mutter Gloria (Oprah Winfrey), die ihre Probleme in Alkohol ertränkt, kann immer schwerer zwischen beiden vermitteln. Auch der zweite Sohn verlässt das Elternhaus und leistet – im Gegensatz zu seinem Bruder – freiwillig Dienst für das Vaterland. Unterschiedlicher könnten die Meinungen im Haus nicht sein.
Der Schauspieler Forest Whitaker spielt Cecil wahnsinnig glaubwürdig. Die Spannung zwischen großer Zurückhaltung in seiner Tätigkeit als Diener und dem wachsenden Frust im Inneren, dass die „Schwarzen“ gewaltig diskriminiert werden kann der Zuschauer sehen und fühlen. Es ist der Tod des jüngeren Sohnes, der in Vietnam für das „Vaterland“ starb, es sind die niedrigen Löhne, die Afro-Amerikaner für die gleiche Arbeit wie „Weiße“ bekommen, es ist der Schmerz zu sehen, wie der ältere Sohn immer radikaler wird und es ist die Traurigkeit, dass die eigene Ehefrau stets hinten an steht, denn der Präsident kommt zuerst. Das ist der wahre Cecil. Der Butler verrichtet still und duldsam seine Arbeit – ohne sich etwas anmerken zu lassen. Er trägt – wie seine Kollegen – zwei Gesichter.
Der Hintergrund
Cecils Figur basiert auf Eugene Allen (1919-2010), der 34 Jahre im Weißen Haus gearbeitet hat. Mit seiner Frau Helene war er 65 Jahre verheiratet und hatte einen Sohn. In der Dokumentation „White House Workers: Traditions and Memories“ griff bereits sein langes Arbeitsleben und die Arbeit seiner Kollegen im Weißen Haus auf.
Mein Fazit
Der Film ist absolut sehenswert. Forest Whitaker spielt die Rolle des Cecil mit seinen zwei Gesichtern als Butler und als „Nigger“ absolut perfekt. Der Zuschauer spürt den Stolz, dass er sich diesen Arbeitsplatz im Haushalt des Präsidenten erarbeitet hat. Man bemerkt aber auch die Traurigkeit, dass seine eigene Familie zu kurz kommt und Afro-Amerikaner öffentlich bewusst diskriminiert werden.
Selbstverständlich kann in einem Kinofilm nicht die komplette Geschichte der Bewegung um Martin Luther King & Co. erzählt werden. Soll auch nicht. Doch auch der Geschichtsverlauf im Film zeigt, dass die Weste der Amerikaner im 20. Jahrhundert immer noch nicht so weiß war, wie sie es gerne darstellen wollen.
Wer einen guten Film mit Mehrwert sehen will, für den sollte „Der Butler“ definitiv geeignet sein.
Hey, danke für dein Fazit 🙂
Ich hatte diese Woche im Fernsehen schon einen kurzen Bericht über den Film gesehen, nachdem ich dachte, dass die Hintergrund-Thematik doch nur recht flach beleuchtet wird.
Erscheint mir nun aber doch sehenswert. Danke dir 🙂
Viele Grüße aus Chemnitz