Bereits vor einigen Jahren stolperte ich über einen zuckersüßen Trailer. „Mary&Max – Oder schrumpfen Schafe, wenn es regnet?“. Vor einigen Wochen kaufte ich ihn mir. Angeblich wurde hier eine Geschichte mit wahrem Hintergrund als Knetanimation verfilmt. Egal ob wahr oder nicht, dieser Film bietet Charme, Witz und lockert doch bei so manchem ein Tränchen aus Freude und Mitgefühl. Mir ging es jedenfalls so.
Aber worum geht es?
Mary Daisy Dinkle wohnt in Mount Waverly, Australien. Sie ist ein kleines Mädchen, das Kondensmilch liebt, wundervolle Fragen stellt, noch schönere Antworten auf andere Fragen findet und eigentlich viel zu putzig für ihre Familie ist. In der Schule wird sie natürlich gehänselt. Freunde hat sie keine – außer ihren Hahn Ethel und selbstgebastelte Figuren. Eines Tages, während ihre Mutter, die dem Sherry sehr zugetan ist, in der lokalen Postfiliale mal wieder „Dinge besorgt“, blättert Mary in einem Telefonbuch. Sie notiert sich schnell eine Adresse, weil ihre Mutter es plötzlich sehr eilig hat. Nachts schreibt sie unter ihrer Bettdecke den ersten Brief.
In New York,Amerika, lebt Max Horowitz. Er ist Jude und hat- wie sich später herausstellt – das Asberger Syndrom. Kontakt zu anderen Menschen ist ihm unangenehm, aber er besucht tapfer seine Weight Watcher Treffen. Unerwartete Dinge stressen ihn enorm. Und so verfällt er auch nach dem ersten Brief von der kleinen Mary in seine typische Schockstarre. Dennoch wird er ihr antworten.
Es entwickelt sich eine wunderbare Brieffreundschaft zwischen den beiden, bei der auch diverse schokoladige Lebensmittel versandt werden. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein, aber ihr Dasein als Außenseiter mit zahlreichen Fragen an das Leben schweißt sie zusammen. Doch leider ist das – wie alles im Leben – nichts für die Ewigkeit…
Die Entstehung des Films dauerte fünf Jahre. In diesem Fall klarer Beweis für gut Ding will Weile haben. Aber der Film hat den Zauber der aufwendigen Animation von Knetfiguren inne, den meiner Meinung nach kein Filmstudio mit den mittlerweile oft ausgelutschten 3D-Animationen hätten erschaffen können. Die Sensibilität des Filmthemas wurde durch die Knetanimation wundervoll dargestellt. Dank des begrenzten Farbspektrum des Films wirkt er trotz seinem großen Niedlichkeitsfaktor nicht aufgesetzt kitschig.
Den letzten Feinschliff gab es mit der Besetzung der Stimmen.Im Original wird Max von dem kürzlich verstorbenen Philip Seymour Hoffmangesprochen. In der deutschen Version hört man Helmut Krauss, dessen Stimme man von Fred Feuerstein kennt. Mary wird im Original von Toni Colette gesprochen. Die deutsche Synchronisation der erwachsenen Mary übernahm Gundi Eberhard. Ihre Stimme kennt man aus Breaking Bad, wo sie Marie Schrader spricht.
Mein Fazit: Ein wunderbarer Film, der zum Nachdenken anregt. Freundschaften wollen gepflegt werden. Nicht jeder Mensch ist gleich und das gilt es zu respektieren. Und: Das Leben hat seine Höhen und seine Tiefen. Es gilt, jeweils das Beste daraus zu machen – auch wenn es kein erwartetes Happy End gibt…