Endspurt der Hochzeitsvorbereitung

Momentan befinden wir uns auf der Zielgeraden. In weniger als einem Monat werden wir verheiratet sein – und uns schon wieder räumlich getrennt haben.

Meine To-Do-Liste ist auf eine handvoll Punkte zusammengeschrumpft:

– Kleid von der Schneiderin abholen
– finaler Kosmetiktermin (Augenbrauenkorrektur, Wimpernfärben)
– Trauzeugin und restlichen Kram einsacken und nach Hause fahren
– heiraten

Keiner der Punkte bedeutet in irgendeiner Form Stress für mich. Mein Zeitplan funktionierte bisher perfekt. Es ist mit allen Dienstleistern jeder Punkt vollständig geplant und wartet auf die Umsetzung. Von meinen Events, die ich beruflich planen darf, weiß ich, dass sowieso nicht alles zu 100% perfekt laufen wird und das ist auch vollkommen ok. Fehler und Unfälle sind schließlich genau die Teile, über die man am Ende lacht. Ob die Torte nun ganz nach Tante Ernas Geschmack war und Cousinchen Anna-Maria wirklich ihr Veganes-Happy-Meal gemundet hat, liegt absolut nicht in meinem Verantwortungsbereich. Wir freuen uns, mit unseren Lieben unseren Tag zu feiern und eigentlich könnten wir uns somit in Ruhe in die letzten Wochen als Ledige begeben…

… aber wenn ich eines in den vergangenen Wochen lernte, dann das: Unterschätzt NIEMALS die Aufregung bei Freunden, Familie und weiteren, gelandenen Gästen.

Ich twitterte neulich, dass ich bei 50€ pro Frage, ob wir denn schon aufgeregt seien, noch vor dem Termin die Hochzeit refinanzieren könnte. Wer nun grinst und meint, ich solle nicht übertreiben, kann sein Grinsen direkt einstellen. In unserem Umfeld gibt es nur noch das Thema: Hochzeit und das damit verbundene Muss der Aufregung. Eigene Nachfragen, wie es denn so im Leben bei den anderen aktuell aussieht, werden wirklich perfekt ignoriert. Es zählt nur noch HOCHZEIT, HOCHZEIT, HOCHZEIT und AUFREGUNG, AUFREGUNG, AUFREGUNG.

Ja. Das nervt mich.

Klar, es freut mich, dass man mit uns fiebern möchte, dass man sich mit uns freut. Das ist sicher ein schöneres Gefühl, als die Situation, dass alle auf ihn oder mich einreden würden und das Thema Hochzeit generell madig machen. Aber nur, weil man selbst vielleicht die Wochen davor keinen klaren Gedanken fassen konnte, heißt es nicht, dass es jedem so geht.

Vielleicht ist es auch unsere blöde Situation im Moment, dass es zumindest bei mir keinen Platz für hirnerweichende Aufregung gibt. Wir gehen beide voll arbeiten, leben in zwei Städten und sehen uns nur selten. Romantische Pre-Wedding-Happenings mit verträumten Gesprächen, wie es wohl sein wird, gibt es nicht. Ja, vielleicht wäre meine Aufregung größer, wenn ich ihn jeden Tag sehen und mir dadurch jeden Tag ausmalen könnte, wie er wohl aussehen wird. Aber ich kenne ihn in Anzügen und weiß, dass er toll aussehen wird. Oder ich könnte träumen, wie er wohl schauen wird, wenn er mich das erste Mal sieht. Aber das ist einfach nicht der Fall. Auf Arbeit habe ich seit Wochen sehr viel zu tun und musste zudem eine angenehme Situation finden, meiner Chefin zu stecken, dass ich Ende September gehen werde. Die Situationen liegen nicht wie Sand am Meer, wenn man nur noch allein mit dem Azubi da ist. Aber der Umzugskarton winkt halt auch schon sehr auffällig im Hinterkopf. Private Hiobsbotschaften runden das Ganze ab. Der Kopf will einfach nicht frei werden. Letztendlich wird es genau diese Mischung aus allen Faktoren sein, warum ich nicht vor Aufregung verrückt werde oder grenzdebil vor mich hin grinse und vor Entzücken gluckse, wie es irgendwie erwartet wird. Das sollte vollkommen ok sein – denke ich. Aber ich ernte bei meinem wirklich ehrlichen „Nö, eigentlich bin ich nicht aufgeregt“ stets ein verblüfftes Lachen und einen dummen Kommentar, der als Kernaussage ein „Du wirst schon noch sehen“ hat.

Ja, das werde ich bestimmt. Aber ich kann auch reinen Gewissens behaupten, vollkommen sicher zu sein, das Richtige zu tun. Ich sage JA zu einem Menschen, der mich mit all meinen Launen kennt und trotzdem liebt. Er erlebte mich in der kompletten Palette menschlicher Emotionen, von tottraurig über vollkommen glücklich bis hin zu abschreckend-böse. Er  ist immer für mich da und gibt auch mir das Gefühl, gebraucht zu werden, weil sich mein Dasein schön anfühlt und nicht nur Mittel zum Zweck ist. Er schweigt und spricht, wenn es angebracht ist. Durch ihn lernte ich wieder, wenn auch mühsam, wie wunderbar Vertrauen sein kann – in sich selbst und in andere. Der Schritt der Heirat stellt für mich wirklich keine Herausforderung dar, es beendet nicht mein Leben, es macht mir keine Angst, von jetzt an das wilde Leben eines unabhängigen Menschens zu verpassen. Also wenn mir nun jemand erklären kann, warum ich bereits jetzt vollkommen aufgelöst sein soll vor Aufregung, würde ich dies gerne hören, um es besser verstehen zu können.

Natürlich weiß ich im Moment nicht, wie es am Tag selbst sein wird. Wahrscheinlich möchte ich mich da auch nicht geschenkt. Aber dank der 47495475494 Tipps der bereits verheirateten Frauen in meinem Umfeld bin ich  auf das Schlimmste perfekt vorbereitet 😉

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