MeinFernbus – Eine Erfahrung

Letztes Wochenende stand in heimatlichen Gefilden ein außergewöhnliches, familiäres Ereignis an. Da wir zwei Heimreisende beide Frühschicht hatten, wollten wir nur ungern selbst mit unserem Silversurfer danach noch gut vier Stunden selbst auf Deutschlands Autobahnen fahren. Bahntickets sind auf kurzer Frist zu teuer und Mitfahrgelegenheit ist immer so eine Sache mit dem Vertrauen. Dank einer Gesetzesänderung dürfen nun Fernbusse deutsche Autobahnen beehren. Das nutzten wir….

Wieso MeinFernbus?

In den Untiefen des World Wide Webs stießen wir durch Zufall auf das Angebot von MeinFernbus. Angebot angeschaut, festgestellt, dass es für uns ganz günstig ist, weil Frankfurt um die Ecke ist und Leipzig auch ein guter Dreh- und Angelpunkt in unserer Heimat ist. Der Fahrpreis bei rechtzeitiger Voranmeldung von 15 Euro pro Näschen ist natürlich unschlagbar. Das schafft man mit keiner Mitfahrgelegenheit und mit keinem Sparangebot der Bahn, das man Wochen im Voraus kaufen muss.

 Wie liefen der Kauf und dann die Fahrt ab?

Tickets haben wir ganz einfach online gebucht und bezahlt. Freitagnachmittag 15 Uhr ab Frankfurt/Main bis Leipzig. E-Mail Bestätigung und Zettel ausgedruckt (den der Fahrer nicht sehen wollte). Kurz vor der Abfahrt hat man sich einfach beim Fahrer mit seinem Namen gemeldet und er hat einen dann – moderne Technik sei Dank – direkt im Smartphone abgehakt. Platz gesucht, los ging es.

Auf der Hinfahrt fuhr uns Herbert. Sein Lieblingswort ist ‚richtich‘. Er fuhr tapfer im Schneeregen los, um dann wenig später im Stau auf der Autobahn zu landen. Mir war eh alles egal, ich hab mir den Rücken verknackst und konnte mich nicht bewegen. Ich wollte nur Ruhe. Die hatte ich, um uns herum schliefen viele. Faszinierend an der Fahrt war eher, dass der erste drei Minuten nach Fahrtantritt auf das Busklo musste – wie zu besten Ausflugzeiten in der Schule. Dank des Staus war ein pünktliches Ankommen in Leipzig natürlich nicht möglich. 19.40 war veranschlagt, 21 Uhr wurde es.

Auf der Rückfahrt am Sonntagnachmittag fuhr uns Michael. Wieder war es ein normaler Reisebus, aber sehr voll. Unter den Studenten muss sich das Topangebot herumgesprochen haben. Abgesehen von Menschen mit Pionierblasen, die regelmäßig schiffen gehen, war auch diese Fahrt auszuhalten. Ankunft in Frankfurt war 20 Minuten vor der eigentlich geplanten Ankunft.

Das angepriesene WLan im Bus ist eher, naja, eine Baustelle, die definitiv behoben werden sollte. Wenn man zu den acht glücklichen Nutzern gehört, die sich rechtzeitig einloggen, hat man mit Ladezeiten zu kämpfen, die jenseits von Gut und Böse gehören. 56k Leitungen waren damals gefühlt schneller.

Dafür ist der „Bordservice“ zu empfehlen. Getränke und Knabberzeug zu wirklich humanen Preisen. Tüte Gummibären von namenhaften Herstellern kostet auch in manchen Spätis oder Tankstellen einen Euro.

Vorteile

  • unschlagbare Preise (Tickets und Versorgung an Bord)
  • man fährt nicht selbst
  • keine Zwischenhalte
  • genügend Platz für riesige Reisetaschen dank Stauraum unter dem Bus
  • interessantes Verkehrsnetz, das stetig ausgebaut wird

Nachteile

  • mit Verspätungen durch Stau/Pannen ist zu rechnen
  • die WLan Verbindung ist unterirdisch (sorry Leute, nix für ungut)
  • wer +2 reist und gerne nebeneinander sitzen möchte, kann Pech haben, keine Platzreservierung möglich (betrifft auch Leute, denen hinten schlecht wird)

Fazit

Das Angebot von MeinFernbus ist definitiv unschlagbar. Wer es nicht eilig hat und zwingend notwendige Anschlüsse mit kurzen Zeitspannen zwischen der geplanten Busankunft und der nächsten Weiterfahrt plant, ist ganz gut mit der Art zu reisen bedient. Ich für meinen Teil fand die Strecke Frankfurt/Mainz – Leipzig wirklich ok, auch mit kaputtem Rücken.

Wer ein bisschen Hirn hat und die Denkfunktion auch nutzt, dem ist auch klar, dass es Wochentage und auch Situationen gibt, die eine Verzögerung generell mitbringen. Freitag bricht auf den Autobahnen generell die Hölle los, Stau gibt es um und in Frankfurt daher regelmäßig. Das sollte man mit einplanen!

Und Ihr?

Seid ihr auch schon mit MeinFernbus gefahren? Was waren eure Erfahrungen? Habt ihr Tipps für Langstrecken, damit es nicht langweilig wird?

UPDATE 2014

Ende Januar 2014 fuhren wir erneut die Strecke Frankfurt –> Leipzig und zurück. Sowohl auf der Hinfahrt als auch auf der Rückfahrt fuhren wir mit einer Luxus-Bus-Variante. Das umfasste nun ein Entertainmentprogramm mit Bildschirm im Vordersitz und einem Panoramadach, durch das man den Himmel sehen kann (wozu auch immer das hilfreich sein mag…). Der Sitzkomfort war wieder ok. Die Sache mit dem Wlan gab ich erneut auf, auch wenn ich diesmal nur mein Handy verbinden wollte.

Vollkommen neu war die Pflichtpause von 45 Minuten. Das muss man wohl mittlerweile immer einrechnen, denn die Fahrer sollen ihre Lenkzeiten auch nicht überschreiten. Dank der Witterung war man irgendwie gezwungen, sich einen Kaffee oder etwas anderes an der Raststätte zu kaufen, weil man ansonsten wie bestellt und nicht abgeholt in der Gegend stand. Aber offenbar ist die Pause für so manchen immer noch zu kurz, denn auf dem Rückweg verpeilte eine junge Dame, dass der Bus dort nicht den ganzen Tag pausiert. Trotz einer zusätzlichen Sicherheitswartezeit des Busfahrers erhielt er kurze Zeit später einen Anruf, dass man sie vergessen habe. Nach einigem Hin- und Her konnte sie dann wieder zusteigen – natürlich unzufrieden und sich keinerlei Schuld bewusst. Daher hier mein Tipp: Fällt euch auf, dass nach der Pause der oder die neben/vor euch fehlt, meldet es.

Ich selbst bevorzuge nach der zweiten Runde mit MeinFernbus die Fahrt mit dem eigenen Auto, weil man schneller ist. Aber der Fahrtpreis ist mit dem Fernbus natürlich unschlagbar. Daher bleibe ich dabei: Wer Zeit hat und nicht unter zwingenden Termindruck im Zielort noch Anschlüsse bekommen muss, der ist mit MeinFernbus gut beraten.