Die Vorgeschichte von Game of Thrones?!

Vom Frühjahr bis zum Sommer las ich bereits die zehn Bände der Fantasy-Romanreihe „Das Lied von Eis und Feuer“ und habe sie buchstäblich verschlungen. Unterschiedlichste Charaktere, die mit- und gegeneinander Kämpfen. Figuren, die man ab dem ersten Satz hasst, andere, die man liebt und schmerzlich vermisst, wenn sie in einem Buch gar nicht auftauchen. Doch mehr als zehn Bände gibt es derzeitig nicht. George R.R. Martin schreibt an der Fortsetzung. Für mich und viele Neugierige Leser heißt das: WARTEN.

Selbstverständlich wissen Verlage, wie sie Geld aus dem aktuellen Hype gewinnen können und so erschien im September „Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben“ im Penhaligon Verlag.

Der Heckenritter von Westeros - Vorgeschichte SiegelLaut Aufklebern und auch einiger Kritiken in diversen Medien soll es sich hierbei um die Vorgeschichte zu „Das Lied von Eis und Feuer“ handeln. Nun ja, vielleicht habe ich selbst eine eigene Auffassung von dem Begriff Vorgeschichte, aber für mich sind die Kurzgeschichten um den Heckenritter Dunk keine Darstellung der Ereignisse vor dem (Intrigen-)Spiel um den Eisernen Thron.

Die drei Heckenritter-Erzählungen siedelte George R.R. Martin auch wieder in Westeros an – doch sind es gut 100 Jahre vor der Handlung des Liedes von Eis und Feuer. Wer mit den Romanen vertraut ist, wird einige Familiennamen und Orte wiedererkennen. Das war es dann aber auch schon.

Doch worum geht es denn dann nun im Buch bzw. in den drei Kurzgeschichten?

Der Heckenritter von Westeros: Das Urteil der Sieben

Die Geschichte beginnt mit dem Tod von Ser Arlan von Hellerbaum. Dieser Ritter nahm das Waisenkind Dunk  aus dem Flohloch in Königsmund  in seinen Diensten als Knappen auf und bildete ihn – trotz seiner geringen Möglichkeiten- aus. Kurz bevor der mittlerweile alte Ser Arlan an seiner schweren Erkältung stirbt, schlägt er seinen Knappen Dunk zum Ritter.

Dunk nennt sich von nun an Ser Duncan der Große und hofft, vom Heckenritter zu einem angesehenen Ritter aufsteigen zu können. Also macht er sich auf den Weg zum ersten Turnier und begegnet einem kahlköpfigen kleinen Jungen. Ei, so der Spitzname des Jungen, will unbedingt Dunks Knappe werden. Ohne auch nur eine leise Ahnung zu haben, wer Ei wirklich ist, willigt Dunk ein und gemeinsam bereiten sie sich auf das erste Turnier vor und das leicht abenteuerliche Leben eines Heckenritters in Westeros beginnt.

Bereits in der ersten Kurzgeschichte lernt Dunk, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick wirkt. Ei, sein Knappe, ist nicht der Sohn der Gastwirtin, wie eigentlich vermutet. Und auch die stets gelobte Ritterlichkeit und Tugend scheint vielen Rittern abhandengekommen zu sein. Die Welt der Lords ist ein Geflecht aus Machtgier und Intrigen.

Wie passt Dunk mit seinem Ehrgefühl in die Ritterwelt? „Dunk der Dummkopf. Blöd wie eine Burgmauer“, pflegte Ser Arlan stets zu sagen. Feinde erscheinen wie Freunde, Freunde wie Feinde. Oft zweifelt Dunk, ob er den richtigen Weg einschlug. Zu wenig Ahnung hat er vom Hofleben und den Angelegenheiten von Rittern und edlen Herrn. Und trotzdem reizen ihn die Abenteuer und die Verteidigung der Ehre.

Mein Fazit

Ich habe den Heckenritter nicht verschlungen. Ich ließ mir Zeit. Das lag primär daran, dass ich nicht so schnell den Faden verlieren wollte, wenn es wieder um die Machenschaften einzelner Häuser geht. Insbesondere die Targaryen werden hier etwas  genauer beleuchtet und einige Vornamen ähneln sich doch sehr stark. Somit wäre ein Familienstammbaum gar nicht so übel, um es leichter nachvollziehen zu können, wer denn nun von wem der Bruder ist.

Wer mit dem Heckenritter in die Welt von Westeros starten will, kann damit ruhig anfangen. Dunk und sein Knappe Ei sind sympathische Charaktere, die ich auf Anhieb in mein Literaturherz schloss. Dunk, weil er so nachdenklich, bodenständig und ehrlich ist. Ei, weil er so wunderbar vorlaut ist und ich den Schalk in seinen Augen blitzen sehe, wenn ich seine Reaktionen nur lese. Wer es weglässt, verpasst aber auch nichts, was als „Hintergrundwissen“ für die Eis und Feuer – Romane wichtig wäre.

Die Gewaltigkeit der geschaffenen Bilder inklusiver aller Intrigen, Personen und Orten, die man aus Eis und Feuer kennt,  ist beim Heckenritter schon wegen der Form einer Kurzgeschichte nicht im Ausmaß der Romanreihe möglich. Aber es war ein angenehmer, kurzweiliger „Lückenfüller“ für die Wartezeit auf einen weiteren Roman von George R.R. Martin.

Meine Größte Kritik gilt dem Verlag selbst. Wenn ich mir den Buchrücken eines Buches durchlese, möchte ich dort Kritiken oder Worte zu dem Werk lesen, das ich gerade in den Händen halte und nicht die Pressestimmen für die Romanreihe.

Der Heckenritter von Westeros - Buchrücken