Vorurteile und Familienbande

Eins vorneweg: Ich habe schon sehr lange nicht mehr im Kino gesessen, so gelacht und war dann traurig, weil der Film zu Ende war. Aber genau so ging es mir diesen Donnerstag.

Gemeinsam mit zwei Kolleginnen ging es ins Kino zu Monsieur Claude und seine Töchter. Ausgestattet mit Popcorn und Nachos ließen wir uns in die Kinositze fallen und warteten ab.

Monsieur Claude und seine Frau Marie leben in einem beschaulichen Haus in der französischen Provinz und haben vier erwachsene Töchter, von denen 3 nacheinander heiraten. Statt der erhofften, stattlichen und erfolgreichen Franzosen, sind ihre Schwiegersöhne nun ein Muslim, ein Asiate und ein Jude. Selbstverständlich eskaliert da so manche Situation, wenn es zu Familientreffen kommt. Bereits ein Essen für alle ist ein wahres Minenfeld.

Um so größer ist natürlich die Freude, als die jüngste Tochter Loire ihren französischen und katholischen Verlobten Charles ankündigt. Doch dieser stammt von der Elfenbeinküste.

Kurz vor der Hochzeit trifft die afrikanische Familie des vierten Schwiegersohnes im Haus ein und Claude reißt endgültig der Geduldsfaden, als seine Frau freiwillig das eigene Schlafzimmer für die Gäste freiräumt. Um so überraschter ist er, als der Vater des zukünftigen Bräutigams ihm seine Meinung zur anstehenden Hochzeit der Kinder mitteilt: Er findet es ebenfalls furchtbar.

Während die Männer also ihre Sabotagemöglichkeiten durchgehen, merken sie nicht, wie sehr sie damit dem Familienfrieden schaden…

Diese franzöische Komödie hat für mich das Potential, der Film des Jahres zu werden. Es ist herrlich erfrischend zu sehen, wie es den Machern des Filmes gelungen ist, mit Vorurteilen zu arbeiten, ohne langweilige Stereotypen zu präsentieren. Es ist der ganz normale familiäre Wahnsinn, der mit der Prise Kulturverschiedenheiten gewürzt ist.

Klarer Filmtipp von mir – wirklichen sehenswert. Aber seht am besten selbst: Trailer.

Ein Schluck für die Engel

Ich selbst trinke keinen Whisky, da ich prinzipiell nichts Hochprozentiges trinke. Ich nippe lediglich, da die Neugier auf den Geschmack zu groß ist. Und ich gebe zu, dass ich den Geruch von Whiskys doch sehr mag. Sei es eine weiche Note mit Vanille und Karamell oder etwas herber, torfiger – die Gerüche und der Geschmack eines guten Whiskys werden von zu vielen, die gängige Produkte mit Cola mischen, vollkommen zu Unrecht unterschätzt.

Durch die Leidenschaft für Whisky im Haushalt schlugen meine Antennen Alarm, als ich den Trailer zu einem neuen Film von Ken Loach (The Wind That Shakes the Barley, Looking for Eric) sah:

Angels‘ Share

Die Handlung ist schnell zusammengefasst: Der junge Mann mit dem Namen Robbie löst seine Probleme mit schwerer Gewalt – zumindest versucht er es. Er landet erneut vor Gericht und diesmal droht ihm eine Freiheitsstrafe. Doch er Richter ist gnädig, denn Robbie wird Vater. Ohne Strafe geht es aber auch nicht und so landet Robbie in einem Arbeitsprogramm für gemeinnützige Arbeit.

Harry ist der wirklich gutmütige Betreuer der chaotischen Gruppe frisch Verurteilter und es ist auch er, der Robbie zum Whisky führt. Bei einem Tasting zeigt sich, dass der junge Mann ein enormes Talent hat, unterschiedliche Nuancen eines Whiskys zu erkennen.

Bei dieser Verkostung ist ebenfalls der Whisky-Sammler Thaddeus anwesend. So erfahren Harry, Robbie, die anderen Chaoten der Gruppe und Thaddeus, dass demnächst ein sehr wertvolles Fass in den Highlands versteigert wird. Robbie sieht hier seine Chance gekommen, seiner Freundin und seinem mittlerweile geborenen Sohn eine Zukunft in finanzieller Sicherheit zu gewährleisten.

Per Anhalter reist er mit drei anderen aus seiner Gruppe für gemeinnützige Arbeit in den Norden Schottlands, in die Highlands. Getarnt als ein Verein der Whisky-Freunde legen sie den Grundstein für Robbies Plan, an den wertvollen Whisky zu gelangen. Auch Thaddeus taucht hier wieder auf…

Der Hauptdarsteller Robbie wird von Paul Brannigan gespielt. Dass man ihm die Rolle eines Schlägers abnimmt, der immer mehr in die kriminelle Szene rutscht, hat wohl auch damit zu tun, dass die eigene Jugend kein Zuckerschlecken war. John Henshaw, den man vor allem aus der (sehr guten) Serie Life on Mars und dem Fußballfilm Looking for Eric (ebenfalls empfehlenswert) kennt, spielt den liebenswerten Betreuer. Man kann absolut nachvollziehen, dass auch Harry ein kleines Dankeschön von seinen schwarzen Schäfchen erhält. Whisky-Sammler Thaddeus, gespielt von Roger Allam, kennt man ebenfalls aus einigen Filmen (V wie Vendetta, The Wind That Shakes the Barley). Alle anderen Gesichter sind eher unbekannt, aber doch auf ihrer eigenen Art charmant.

Ich kann Angels‘ Share als Film für einen Genuss-Abend absolut empfehlen. Macht es euch mit einem Gläschen Whisky bequem (oder wie ich mit einem Glas guten Wein und Schokolade) und genießt eine Story, die nicht so klebrig ist, weil sie in Hollywood gestrickt wurde. Die Charaktere sind alle liebenswert, auch wenn sie offensichtlich große Fehler machten. Selbstverständlich empfehle ich nicht, die Aktion mit dem Fass nachzumachen 😉

Warm Bodies

Wer glaubt, wahre Liebe sei tot, der irrt. Warm Bodies ist ein Film, der mit Humor die Liebesgeschichte eines ungleichen Paares erzählt.

Worum geht es?

R., gespielt von Nicholas Hoult (Skins „Tony“, About A Boy), ist ein Zombie. Nach dem Zombie Survival Guide ist er aber kein normaler Zombie, denn er denkt. Die Lust auf Menschenfleisch liegt ihm aber dennoch inne. So zieht er mit seinen Zombie-Kollegen los.

Julie, gespielt von Teresa Palmer (Bedtime Stories), ist ein Mensch in einer postapokalyptischen Zeit. Mit einem kleinen Team durchstreift sie die verlassene Welt, auf der Suche nach Medikamenten für ihren Stützpunkt.

Beide Gruppen treffen bei ihrer Suche aufeinander, es gibt Tote und die Geschichte beginnt.

Unverkennbar hat diese Buchadaption Anspielungen zu Romeo und Julia: Das Paar, die zerstrittenen Clans, Rs M(ercutio), und, und, und. Alles etwas aufgepeppt und in ein ungewöhnliches Setting verlegt.

Diese paranormale, romantische Zombie-Komödie sollte nicht zu ernst genommen werden, denn sie nimmt sich selbst nicht so ernst. Wer dem Charme von Zombiefilmen aufgrund Ihres Trashcharakters oder Zombie-Komödien (Shaun of the Dead, Zombieland) erlegen ist, wird sich sicher auch an diesem Film nicht stören. Falls nicht: Schaut dennoch in den Trailer – Allein schon wegen des gelungenen Soundtracks.

(Da ich den Film im Original gesehen habe möchte ich euch auch gerne auf den englischen Trailer hinweisen)

Robot & Frank

Anlässlich der 12. Filmkunstmesse Leipzig wurde in der Kinobar Prager Frühling der Film „Robot & Frank“ gezeigt. Für mich der letzte Film dieser Filmkunstmesse. Ein vorheriges Reservieren der Karten war leider nicht möglich, daher sollte mir frühes Erscheinen einen Platz sichern. Letztendlich wäre dies nicht nötig gewesen, denn leider war die Vorstellung nicht ausverkauft. Leider? Ja, denn dieser Film hätte den vollen Saal meiner Meinung nach verdient.

Frank ist ein älterer Herr in seinem Lebensabend. Früher war er Einbrecher, nun  lebt er allein in seinem Haus. Seine zwei Kinder sind schon längst in die Welt gezogen und haben ihr eigenes Leben. Die gezeigte Welt hat sich gewandelt. Immer mehr technische Helferlein, wie Roboter, unterstützen den Menschen. Jung, wie Alt. Frank lehnt dies ab, bekommt aber von seinem Sohn solch ein Gerät geschenkt. Der Roboter soll Franks geistige und physische Fähigkeiten wieder verbessern.

Um die Technik hat sich eine Avantgarde gebildet, die selbst vor Franks geliebter Bibliothek keinen Halt machen will und so beschließt er mit seinem neuen Roboter-Begleiter und seinen zurückgewonnenen Fähigkeiten einen Plan zu schmieden und ihn umzusetzen.

Robot & Frank ist eine liebevolle Komödie, ein Drama zum mitfühlen und ein kleines Science-Fiction Abenteuer ohne zu viel Science-Fiction. Wie Don Quichotte kämpft Frank gegen die Technik-Avantgarde und der Zuschauer fiebert mit. Mein Fazit: Absolut sehenswert.

Vielleicht lieber morgen

Anlässlich der 12. Filmkunstmesse Leipzig wurde in den Passage Kinos der Film „Vielleicht lieber morgen“  gezeigt. Dieser Film bestach mich weniger durch die Inhaltszusammenfassung als durch die mitwirkende Schauspielerin Emma Watson. Ich sollte mich aber irren, denn die Handlung – eine Mischung aus Tragik, Romanze und Komödie – war ebenso hinreißend.

Charlie hat mit seinen gerade mal 15 Jahren schon einen tragischen Verlust erlitten. Sein bester Freund beging Selbstmord. Seitdem hat Charlie psychische Probleme. Das dadurch an den Tag gebrachte Verhalten von ihm verleitet seine Mitschüler zu Hänseleien und Ausgrenzung – daran kann auch die Watte-Welt der Lehrer und seiner Eltern nichts ändern.

Doch für Charlie beginnt ein neuer Lebensabschnitt: die Highschool. Dort findet er in Sam und Patrick neue Freunde, die ihn dazu bringen, wieder Spaß am Leben zu haben und ihn zu genießen. Es entwickelt sich sogar eine Romanze zwischen dem schüchternen Charlie und der älteren Sam. Leider wird Charlie aber auch an sein verdrängtes Kindheitstrauma erinnert.

Dieser Hollywood-Film besticht neben den wirklich guten Schauspielern mit einer fesselnden Geschichte und einem phantastischen Soundtrack und ist durchaus sehenswert.