Die Wand

Anlässlich der 12. Filmkunstmesse Leipzig wurde in den Passage Kinos der Film „Die Wand“ mit Martina Gedeck als Eröffnungsfilm gezeigt. Eigentlich hatte ich nicht vor, diesen Film zu sehen, aber eine spontane Eingebung brachte mich doch dazu, den Abend im Kinosessel zu verbringen. Die Vorstellung war komplett ausverkauft und ich konnte nur mit Mühe an der Abendkasse noch ein Ticket ergattern.

Ohne das zugrundeliegende Buch zu kennen oder auch nur eine Vorahnung zu haben, worum es in diesem Film ging, ließ ich mich also auf das Leinwandabenteuer ein.

Die Handlung dreht sich um eine nicht näher benannte Frau, die hinter einer unsichtbaren Wand gefangen ist. Ist das alles? Nein, denn sie ist nicht nur hinter der Wand, sonder auch jeglicher Zivilisation beraubt. Allein in einem bewaldeten Tal ohne Strom und andere Annehmlichkeiten fristet sie ihr Dasein. Wie sie in diese Situation gerät und was sie erlebt, schreibt sie fein säuberlich nieder und dokumentiert damit, vornehmlich für sich selbst, alles. Der Zuschauer bekommt kommentierte Rückblenden und aktuelle Erlebnisse gezeigt und schreitet so mit der Protagonistin durch die Tage, Monate und Jahre. In dieser Zeit lernt Sie sich selbst zu versorgen – sammelt Früchte und Beeren, jagt Wild, schlägt sich Feuerholz und betreibt Viehzucht und schreibt an ihrem Bericht. Schlussendlich geht ihr das Papier aus und damit bleibt ihr Schicksal für uns offen.

Aus dem guten Schauspiel von Frau Gedeck entwickelt sich bei mir eine negative Sicht auf die dargestellte Isolation. Man könnte aber auch vermuten, dass die Wand unsere Protagonistin vor der Außenwelt beschützt. Hier zeigt sich, dass dieser Film viel offen lässt und Raum für Spekulation und Interpretation gibt. In langen Szenen, mit durchaus schönen Bildern, hat man genug Zeit darüber nachzudenken oder der Frau ein inneres »Mach‘ doch mal was!« zuzurufen. Vermutlich habe ich als Stadtmensch einfach zu viele Hummeln im Hintern oder mir und anderen würde so eine Wand zur Besinnung auch gut tun.

Zumindest die Diskussion am Ende des Films mit dem Regisseur, Julian Pölsler, bestätigte, dass die Zuschauer das Werk unterschiedlich interpretierten. Sei es nun Isolation, Schutz, Besinnung auf die Natur oder die Befreiung vom Männlichen, es gab von allem etwas und alle Begründungen ergaben Sinn. Da der Film eine Buchadaption ist, wurden auch die vorhandenen Unterschiede angesprochen. Da mir, wie eingangs erwähnt, dieses Wissen aber fehlt erlaube ich mir nur ein Urteil zum Film.