Ein Schluck für die Engel

Ich selbst trinke keinen Whisky, da ich prinzipiell nichts Hochprozentiges trinke. Ich nippe lediglich, da die Neugier auf den Geschmack zu groß ist. Und ich gebe zu, dass ich den Geruch von Whiskys doch sehr mag. Sei es eine weiche Note mit Vanille und Karamell oder etwas herber, torfiger – die Gerüche und der Geschmack eines guten Whiskys werden von zu vielen, die gängige Produkte mit Cola mischen, vollkommen zu Unrecht unterschätzt.

Durch die Leidenschaft für Whisky im Haushalt schlugen meine Antennen Alarm, als ich den Trailer zu einem neuen Film von Ken Loach (The Wind That Shakes the Barley, Looking for Eric) sah:

Angels‘ Share

Die Handlung ist schnell zusammengefasst: Der junge Mann mit dem Namen Robbie löst seine Probleme mit schwerer Gewalt – zumindest versucht er es. Er landet erneut vor Gericht und diesmal droht ihm eine Freiheitsstrafe. Doch er Richter ist gnädig, denn Robbie wird Vater. Ohne Strafe geht es aber auch nicht und so landet Robbie in einem Arbeitsprogramm für gemeinnützige Arbeit.

Harry ist der wirklich gutmütige Betreuer der chaotischen Gruppe frisch Verurteilter und es ist auch er, der Robbie zum Whisky führt. Bei einem Tasting zeigt sich, dass der junge Mann ein enormes Talent hat, unterschiedliche Nuancen eines Whiskys zu erkennen.

Bei dieser Verkostung ist ebenfalls der Whisky-Sammler Thaddeus anwesend. So erfahren Harry, Robbie, die anderen Chaoten der Gruppe und Thaddeus, dass demnächst ein sehr wertvolles Fass in den Highlands versteigert wird. Robbie sieht hier seine Chance gekommen, seiner Freundin und seinem mittlerweile geborenen Sohn eine Zukunft in finanzieller Sicherheit zu gewährleisten.

Per Anhalter reist er mit drei anderen aus seiner Gruppe für gemeinnützige Arbeit in den Norden Schottlands, in die Highlands. Getarnt als ein Verein der Whisky-Freunde legen sie den Grundstein für Robbies Plan, an den wertvollen Whisky zu gelangen. Auch Thaddeus taucht hier wieder auf…

Der Hauptdarsteller Robbie wird von Paul Brannigan gespielt. Dass man ihm die Rolle eines Schlägers abnimmt, der immer mehr in die kriminelle Szene rutscht, hat wohl auch damit zu tun, dass die eigene Jugend kein Zuckerschlecken war. John Henshaw, den man vor allem aus der (sehr guten) Serie Life on Mars und dem Fußballfilm Looking for Eric (ebenfalls empfehlenswert) kennt, spielt den liebenswerten Betreuer. Man kann absolut nachvollziehen, dass auch Harry ein kleines Dankeschön von seinen schwarzen Schäfchen erhält. Whisky-Sammler Thaddeus, gespielt von Roger Allam, kennt man ebenfalls aus einigen Filmen (V wie Vendetta, The Wind That Shakes the Barley). Alle anderen Gesichter sind eher unbekannt, aber doch auf ihrer eigenen Art charmant.

Ich kann Angels‘ Share als Film für einen Genuss-Abend absolut empfehlen. Macht es euch mit einem Gläschen Whisky bequem (oder wie ich mit einem Glas guten Wein und Schokolade) und genießt eine Story, die nicht so klebrig ist, weil sie in Hollywood gestrickt wurde. Die Charaktere sind alle liebenswert, auch wenn sie offensichtlich große Fehler machten. Selbstverständlich empfehle ich nicht, die Aktion mit dem Fass nachzumachen 😉