Essen müssen wir alle. Der eine mehr, der andere weniger. Mancher mit Fleischeinlage, der andere lieber vegan. Jeder wie er will.
In Wohngemeinschaften ist das nicht anders. Aber da ist dieses Thema häufig noch um einiges spannender. Nachvollziehen können das nur Familien, in denen die 13-jährige Pubertätsgöttin nun beschließt, keine süßen Ferkel mehr auf ihrem Teller haben zu wollen. Und überhaupt, Fleisch macht nur fett und mit ihrem Top-BMI kann sie sich das nicht leisten…oh ich schweife ab.
Zum eigentlichen Thema: Regelt in eurer WG, wie das mit dem Essen und dem Teilen gehandhabt werden soll. Das klingt alles total easy, wenn man sagt, jede Woche kauft wer anderes ein, aber das geht auf Dauer nicht gut – sagt mir meine Erfahrung.
Stellt euch vor, ihr regelt es wirklich so. Woche 1 kauft Horst ein. Anfang des Monats, das Budget ist groß. Woche 2 ist dann Uschi dran. Uschi kauft gerne im Bio-Laden. Für das Geld ist weniger im Wagen, dafür kriegen die Jungs statt tierisches Eiweiß glücklich gewachsene Haferflocken zum Frühstück in den linksdrehenden Soja-Joghurt. In Woche 3 kauft Svenni wieder im Discounter um die Ecke alle Angebote weg – Rote Grütze mit Chemiesauce für alle \o/. Woche 4, Monatsende und überhaupt keine Lust auf Einkauf, das ist Melli. Deswegen gibt es nur ein halbes Brot und Frischkäse mit Geschmack (der ersetzt Butter und Wurst, weil: streichbar und Geschmack in einem Produkt. Da ist sie ein Fuchs.). Zwischendurch frisst Svenni Horsts Lieblingspudding und Melli schmiss Uschis Schimmelkäse weg, weil „Schimmel nix im Kühlschrank zu suchen hat!“.
Ihr seht, es geht hinten und vorne nicht auf. Das Argument, dass man ja gemeinsam einkaufen gehen könne und immer ein anderer bezahlt, greift hier auch nicht. Irgendein Leckermaul schmeißt seinen Pudding und seine Kekse immer in den Korb, aber wehe dem, er ist mit zahlen dran und andere wollen etwas. Irgendeiner macht immer Minus.
Darum mein Tipp: jeder kauft für sich ein und bekommt sein eigenes Fach im Kühlschrank. Wenn gemeinsam gekocht wird, dann wird vorher gemeinsam eingekauft. Dann gibt es auch keine bitterbösen Konflikte, wenn sich mal wer benachteiligt fühlt.
Gewürze und andere Dinge, die im Küchenalltag benötigt werden, müssen natürlich auch irgendwie angeschafft werden. Wenn der Mitbewohner gerne mit frisch gemahlenen Meersalz kocht und du es regelmäßig mitbenutzt, dann kaufe das auch bitte nach und nicht nur das billige Salz für 30 Cent. Wenn du nicht einsiehst, 5 Euro für handgemachte und frische Pasta auszugeben, diese Nudeln der Mitbewohnerin aber trotzdem alle machst, weil du Hunger hattest, dann kaufe auch angemessenen Ersatz.
Ich kann da nur für mich sprechen, aber ich werde sehr gnatzig, wenn ich mir etwas bewusst kaufte, mich beispielsweise nach Feierabend auf meinen Fruchtjoghurt freue, nach Hause komme und das Ding weg ist. In meiner Erziehung wurde mir beigebracht, dass man das nicht macht – ohne zu fragen. Von daher: Dass man vor dem Aufessen der Sachen den Besitzer natürlich fragt, ob das überhaupt ok ist, muss ich hier hoffentlich nicht extra betonen!
Und zum Schluss eine lustige Anekdote zum Thema WG-Essen und „unberechtigtes Aufessen“:
Ich beschloss recht zeitnah, dass ich lieber für mich selbst einkaufe. Zum einen habe ich gewisse Vorlieben, zum anderen einen hungrigen Freund. Meiner Meinung nach muss er nicht von anderen durchgefüttert werden. Einige Tage, nachdem er bei mir war, wurde ich etwas unhöflich gefragt, warum er die Lieblingswurst von Mitbewohner A gegessen habe. Ich konnte mich nicht erinnern, dass dies der Fall war, fragte aber nach. Er aß sie auch nicht. Ich klärte die Situation, indem ich erneut betonte, dass wir nur das aßen, was ich kaufte. Thema war für mich dann im wahrsten Sinne gegessen.
Viele Wochen später, Mitbewohner A,B,C kauften immer noch gemeinsam ein. Wieder hieß es von Herrn A, man habe ihm irgendwas weggegessen. Diesmal wurde sich bei Mitbewohner B ausgekotzt, dass Herr C ja „immer die guten Sachen sofort vernichte“. Andersherum hörte Herr C diese Story über Herrn B – erzählt von Mitbewohner A. Alles verwirrend. Letztendlich hat Herr A es sicherlich alleine inhaliert, obwohl er selten einen Einkauf bezahlte.
Und daraufhin entschieden sich auch Herr B und C, lieber für sich einkaufen zu gehen – dann isst man niemandem heimlich die „guten Sachen“ weg. Interessanterweise waren die Lebensmittelvorräte von Herrn A daraufhin stets sehr übersichtlich gehalten.
Und mein Profi-Tipp zum Schluss: Schreibt euren Namen auf euer Zeug oder klebt Zettel dran, dass IHR DAS ESSEN WOLLT! Bei Menschen mit funktionierenden Hirnwindungen funktioniert dieser Hinweis in 9 von 10 Fällen!